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Ursprung des Sternbilds Stier
Der Stier ist ein Sternbild, das schon in den ersten Hochkulturen bekannt war. Das im dritten vorchristlichen Jahrtausend im mesopotamischen Raum entstandene Gilgamesch-Epos erzählt vom erfolgreichen Kampf des Helden Gilgamesch und seines Freundes Enkidu gegen den Himmelsstier. Über rund 2000 Jahre hinweg wurde das Epos nahezu unverändert auf Tontafeln verewigt – in sumerischer, akkadischer, hethitischer und hurritischer Sprache. Die spätesten Abschriften stammen aus dem 6. Jahrhundert v. Chr.
Für die moderne Wissenschaft zugänglich geworden ist das Gilgamesch-Epos erst durch die archäologischen Funde der Keilschrifttafeln ab dem 19. Jahrhundert. Die Entschlüsselung des Epos ist noch nicht abgeschlossen, und sein astronomischer Hintergrund ist erst durch die Arbeiten des Wissenschaftshistorikers Werner Papke ernsthaft diskutiert worden.
So ist es denn hauptsächlich der griechische Mythos, auf den das Sternbild zurückgeführt wird. Der Himmelsstier ist darin der Stier geblieben, während Gilgamesch zum Jäger Orion und – laut der Identifizierung von Papke – die Gestalt des Enkidu zum Sternbild Widder geworden ist. Für den Stier wiederum hatten die Griechen verschiedene Geschichten anzubieten. Zumeist wird die Europa-Sage als Ursprungsmythos angegeben. Demnach verwandelte sich der Gott Zeus bei einem seiner zahlreichen Seitensprünge in einen schneeweißen Stier, in dessen Gestalt er sich Europa, der Tochter des phönizischen Königs Agenor, näherte. Als er das Zutrauen der jungen Frau gewonnen und sie sich auf seinen Rücken gesetzt hatte, näherte er sich listig dem Wasser, watete vorsichtig hinein und schwamm schließlich kraftvoll durch die Weiten des Meeres, um Europa – die einem ganzen Kontinent ihren Namen gab – an die Küste der Insel Kreta zu entführen, wo er seine wahre Identität offenbarte. Einer der Söhne von Europa und Zeus soll Minos gewesen sein, König und erster Gesetzgeber der Kreter
Zwei verschiedene Darstellungen eines jahrtausendealten Mythos: Der Jäger Orion kämpft gegen den mit gesenkten Hörnern heranpreschenden Himmelsstier. Während John Flamsteed in seinem 1753 erschienenen Himmelsatlas die Sternbilder so darstellt, wie wir sie am Himmel sehen, zeichnete sie Johannes Hevelius (1611-1687) seitenverkehrt, als würde man sie von außen auf einem Globus betrachten. (Aus: John Flamsteed, Atlas Coelestis, London 1753, bzw. Johannes Hevelius, Sternenatlas, russische Ausgabe, Taschkent 1978. Repro: Uwe Reichert)
Plejaden und Hyaden als Kalenderzeichen
Ein weiterer Mythos spannt sich um die Plejaden, das Siebengestirn, das die Griechen als Kalenderzeichen nutzten. Die Plejaden waren die sieben hübschen Töchter des Titanen Atlas und der Meeresnymphe Pleione. Um sie und ihre Mutter vor den Nachstellungen des Orion zu schützen, versetzte Zeus sie an den Himmel. In der unablässigen Drehung des Firmaments läuft ihnen dort Orion heute noch nach, ohne sie je einholen zu können.
Die Hyaden waren in der griechischen Mythologie ebenfalls Töchter des Atlas. Sie wurden unter die Sterne versetzt, weil sie den Tod ihres Bruders betrauerten und nicht mehr zu weinen aufhörten – daher auch der Name “Regengestirn”, denn ihr Aufgang im Herbst in der Abenddämmerung markierte den Beginn der regenreichen Zeit. Einer anderen Überlieferung zufolge sind die Hyaden die Ammen des Weingottes Dionysos gewesen.
Quellen:
- Werner Papke: Die Sterne von Babylon. Gustav Lübbe, Bergisch Gladbach 1989
- Eckhard Slawik und Uwe Reichert: Atlas der Sternbilder, Heidelberg, Berlin 1998