Sternbild Stier (Taurus)

daten des sternbilds stier 1

Allgemeines

Der Stier (lateinisch Taurus) ist ein markantes Sternbild am Nordhimmel und eines der zwölf Tierkreissternbilder. Es ist von allen bewohnten Gegenden der Erde aus zu sehen und steht in den Monaten November bis Februar günstig am Abendhimmel. Die Sonne durchquert dieses Sternbild jedes Jahr zwischen dem 13. Mai und dem 21. Juni. Nordwestlich des Orions gelegen, ist das Sternbild Taurus leicht am Nachthimmel aufzufinden. Die auffällige V-Form der Hyaden, eines offenen Sternhaufens, stellt den Kopf des Stieres dar. Die Sterne Aldebaran (α Tau) und Epsilon Tauri (ε Tau) symbolisieren die beiden Augen des Stiers. Die weiter östlich gelegenen Sterne Beta und Zeta Tauri (β und ζ Tau) markieren die Endpunkte der beiden Hörner. Etwa 12 Grad nordwestlich der Hyaden befindet sich ein weiterer offener Sternhaufen: die Plejaden, auch Siebengestirn genannt. Die Hyaden und die Plejaden sind wohl die bekanntesten offenen Sternhaufen am Himmel. Alle Mitglieder jeder dieser Sternansammlungen sind einst gemeinsam entstanden und bewegen sich auch gemeinsam durch den Raum. Aldebaran gehört allerdings nicht zu den Hyaden. Dieser Rote Riese ist nur 67 Lichtjahre von uns entfernt und steht uns somit deutlich näher als die übrigen Sterne des Sternhaufens, die einen Abstand von rund 150 Lichtjahre zur Sonne haben. Während die Hyaden wegen ihrer großen Ausdehnung von mehr als fünf Grad am Himmel keinen Eintrag im Messier- und NGC- Katalog haben, sind die Plejaden auch als Messier 45 (kurz: M 45) bekannt. Ein weiteres Messierobjekt im Stier ist der Krebsnebel Messier 1 (M 1). Dieses wissenschaftlich außerordentlich gut untersuchte Objekt ist der Überrest einer SupernovaDie Explosion eines massereichen Sterns am Ende seiner Entwicklung und der damit verbundene Anstieg seiner Leuchtkraft auf das Milliardenfache seiner ursprünglichen Helligkeit. Für kurze Zeit kann eine Supernova heller strahlen als die Galaxie, in der sie aufleuchtet. Das Abklingen der Helligkeit erfolgt über viele hundert Tage. Ursprünglich wurden Supernovae nach der Form ihrer Lichtkurve und ihres Spektrums klassifiziert: Supernovae des Typs I (mit den Untergruppen Ia, Ib und Ic) zeigen keine Wasserstofflinien im Spektrum, während solche des Typs II Wasserstofflinien im Spektrum enthalten. Heute weiß man, dass Supernovae des Typs Ia auf die Detonation eines Weißen Zwergs in einem engen Doppelsternsystem zurückzuführen sind, während die anderen Typen ihre Ursache im Kollaps eines massereichen Sterns haben, der seinen Fusionsbrennstoff vollständig verbraucht hat und plötzlich instabil geworden ist. Supernovae der Typen Ib und Ic haben vor dem Kollaps die Phase von Wolf-Rayet-Sternen durchlaufen, bei denen sie ihre wasserstoffreichen (Ib) und heliumreichen (Ic) äußeren Schichten über einen starken Sternwind abgestoßen haben. Während bei einer Kernkollaps-Supernova das ursprüngliche Zentralgebiet des Vorläufersterns zu einem Neutronenstern oder zu einem Schwarzen Loch kollabiert, werden die äußeren Teile weggesprengt und reichern die interstellare Materie mit schweren Elementen an., die im Jahr 1054 am irdischen Himmel aufleuchtete. In seinem Zentrum ist heute ein Pulsar zu beobachteten, der als stark verdichteter Kern des Vorläufersterns übrig geblieben ist.
taurus taurus figur
taurus figur

Mit etwas Fantasie lässt sich in die hellen Sterne des Stiers ein Stierkopf mit gesenkten Hörnern hineininterpretieren. Der hellste Stern, Aldebaran (α Tau), und sein nordwestlicher Nachbar Epsilon Tauri (ε Tau) gelten als Augen des Himmelsstiers. Über dessen Rücken liegt der Sternhaufen der Plejaden, der auch als Siebengestirn oder astronomisch als M 45 bekannt ist. (Bilder: Uwe Reichert)
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Besondere Objekte

Hinweis: Dieser Abschnitt ist in Bearbeitung.


Ursprung des Sternbilds Stier

Flamsteed Orion Taurus

Der Stier ist ein Sternbild, das schon in den ersten Hochkulturen bekannt war. Das im dritten vorchristlichen Jahrtausend im mesopotamischen Raum entstandene Gilgamesch-Epos erzählt vom erfolgreichen Kampf des Helden Gilgamesch und seines Freundes Enkidu gegen den Himmelsstier. Über rund 2000 Jahre hinweg wurde das Epos nahezu unverändert auf Tontafeln verewigt – in sumerischer, akkadischer, hethitischer und hurritischer Sprache. Die spätesten Abschriften stammen aus dem 6. Jahrhundert v. Chr.

Für die moderne Wissenschaft zugänglich geworden ist das Gilgamesch-Epos erst durch die archäologischen Funde der Keilschrifttafeln ab dem 19. Jahrhundert. Die Entschlüsselung des Epos ist noch nicht abgeschlossen, und sein astronomischer Hintergrund ist erst durch die Arbeiten des Wissenschaftshistorikers Werner Papke ernsthaft diskutiert worden.

So ist es denn hauptsächlich der griechische Mythos, auf den das Sternbild zurückgeführt wird. Der Himmelsstier ist darin der Stier geblieben, während Gilgamesch zum Jäger Orion und – laut der Identifizierung von Papke – die Gestalt des Enkidu zum Sternbild Widder geworden ist. Für den Stier wiederum hatten die Griechen verschiedene Geschichten anzubieten. Zumeist wird die Europa-Sage als Ursprungsmythos angegeben. Demnach verwandelte sich der Gott Zeus bei einem seiner zahlreichen Seitensprünge in einen schneeweißen Stier, in dessen Gestalt er sich Europa, der Tochter des phönizischen Königs Agenor, näherte. Als er das Zutrauen der jungen Frau gewonnen und sie sich auf seinen Rücken gesetzt hatte, näherte er sich listig dem Wasser, watete vorsichtig hinein und schwamm schließlich kraftvoll durch die Weiten des Meeres, um Europa – die einem ganzen Kontinent ihren Namen gab – an die Küste der Insel Kreta zu entführen, wo er seine wahre Identität offenbarte. Einer der Söhne von Europa und Zeus soll Minos gewesen sein, König und erster Gesetzgeber der Kreter

taurus hevelius atlas

Zwei verschiedene Darstellungen eines jahrtausendealten Mythos: Der Jäger Orion kämpft gegen den mit gesenkten Hörnern heranpreschenden Himmelsstier. Während John Flamsteed in seinem 1753 erschienenen Himmelsatlas die Sternbilder so darstellt, wie wir sie am Himmel sehen, zeichnete sie Johannes Hevelius (1611-1687) seitenverkehrt, als würde man sie von außen auf einem Globus betrachten. (Aus: John Flamsteed, Atlas Coelestis, London 1753, bzw. Johannes Hevelius, Sternenatlas, russische Ausgabe, Taschkent 1978. Repro: Uwe Reichert)

Plejaden und Hyaden als Kalenderzeichen

Ein weiterer Mythos spannt sich um die Plejaden, das Siebengestirn, das die Griechen als Kalenderzeichen nutzten. Die Plejaden waren die sieben hübschen Töchter des Titanen Atlas und der Meeresnymphe Pleione. Um sie und ihre Mutter vor den Nachstellungen des Orion zu schützen, versetzte Zeus sie an den Himmel. In der unablässigen Drehung des Firmaments läuft ihnen dort Orion heute noch nach, ohne sie je einholen zu können.

Die Hyaden waren in der griechischen Mythologie ebenfalls Töchter des Atlas. Sie wurden unter die Sterne versetzt, weil sie den Tod ihres Bruders betrauerten und nicht mehr zu weinen aufhörten – daher auch der Name “Regengestirn”, denn ihr Aufgang im Herbst in der Abenddämmerung markierte den Beginn der regenreichen Zeit. Einer anderen Überlieferung zufolge sind die Hyaden die Ammen des Weingottes Dionysos gewesen.

Quellen:

  • Werner Papke: Die Sterne von Babylon. Gustav Lübbe, Bergisch Gladbach 1989
  • Eckhard Slawik und Uwe Reichert: Atlas der Sternbilder, Heidelberg, Berlin 1998
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