Allgemeines
Der Kleine Löwe (lateinisch Leo Minor) ist ein unscheinbares Sternbild am Nordhimmel, das zwischen den SternbilderKonstellationen aus mehreren auffällig angeordneten Sternen am irdischen Himmel, die von Beobachtern mit einem bestimmten Namen belegt wurden, um sie leicht merken zu können. Praktisch alle Kulturkreise der Welt haben so Ordnung in die verwirrende Vielfalt an scheinbar zufällig verteilten, unterschiedlich hellen Sternen gebracht. Als Namensgeber fungierten Figuren aus der Mythologie, Tiere oder Gegenstände aus dem gewohnten Umfeld. Für die moderne Astronomie spielen Sternbilder keine Rolle. Doch für die Amateurastronomen oder für erste Orientierungsversuche am Nachthimmel haben sie einen hohen Wert. Die meisten der heute insgesamt 88 offiziell anerkannten Sternbilder wurden aus der griechischen Mythologie übernommen.n Großer Bär (Ursa Major) und Löwe (Leo) liegt. Es ist von allen bewohnten Gegenden der Erde aus zu sehen.
Auf der Nordhalbkugel steht der Kleine Löwe von Februar bis Mai günstig am Abendhimmel; auf der Südhalbkugel empfiehlt sich insbesondere der Februar für die Beobachtung, wenn das Sternbild gegen Mitternacht seine höchste Stellung über dem Horizont erreicht.
Hellster Stern ist 46 Leonis Minoris mit einer scheinbaren Helligkeit von 3,83 mag. Alle anderen Sterne erreichen höchstens die 4. Helligkeitsklasse (Magnitude).
Einziger Stern, dessen Katalogbezeichnung gemäß der Bayer-Notation einen griechischen Buchstaben trägt, ist Beta Leonis Minoris (β LMi). Mit 4,21 mag ist er der zweithellste Stern dieser Konstellation.
Gemeinsam mit dem dritthellsten Stern, 21 LMi (4,49 mag), bilden 46 und β LMi ein flaches, gleichschenkliges Dreieck, das als bestes Erkennungsmerkmal für dieses Sternbild fungiert. Dieses Dreieck liegt südlich der „Hintertatze“ des Großen Bären, die durch zwei Sterne der 3. Helligkeitsklasse, Lambda und My Ursae Majoris (λ und μ UMa), gebildet wird. Südlich dieses Dreiecks liegen Rücken und Kopf des Löwen.
Besondere Objekte
Veränderliche Sterne
Der Mirastern R Leonis Minoris
R Leonis Minoris oder kurz R LMi ist ein langperiodischer Pulsationsveränderlicher des Mira-Typs im westlichen Teil des Sternbilds Kleiner Löwe (Leo Minor). Mit einer Periode von etwa 372 Tagen schwankt die visuelle Helligkeit von R LMi zwischen den Extremwerten 6,3 und 13,2 mag. Im Maximum ist der Stern also leicht mit einem Fernglas zu sehen, während er im Minimum nur mit einem mittelgroßen Teleskop von mindestens 15 cm Spiegeldurchmesser aufzuspüren ist. Zum Auffinden dieses Sterns mit dem Fernglas oder Teleskop sucht man am Besten zunächst den 3 mag hellen Stern Alpha Lynxis (α Lyn) im benachbarten Sternbild Luchs (Lynx) und schwenkt dann genau 5° nach Osten. Da die Periodenlänge von R LMi etwa eine Woche länger als ein Jahr ist, verschieben sich die Zeitpunkte der Maxima und Minima von Jahr zu Jahr entsprechend zu späteren Terminen. Das letzte Maximum, in dem der Stern nur etwa 8 mag erreichte, ereignete sich im Juni 2022. In den nächsten Jahren werden die Maxima in den ungünstigen Monaten Juli und August zu liegen kommen, wenn das Sternbild Kleiner Löwe in der Nacht gerade seine tiefste Stellung über dem Horizont einnimmt oder sogar unter ihm verschwindet.Name:
R Leonis Minoris
andere Bezeichnungen:
HD 84346, HIP 47886, AAVSO 0939+34
Objekttyp:
Pulsationsveränderlicher vom Mira-Typ
Sternbild:
Kleiner Löwe
Position (J2000.0):
α = 09h 45m 34,3s, δ = +34° 30′ 42,8″
scheinbare Helligkeit:
6,32 – 13,2 mag
Periode:
372 Tage
Spektralklasse:
M6.5e – M9,0 (Tc:)
Entfernung:
290 pc = 950 Lj
Physische Eigenschaften von R LMi
Wie alle Mira-Sterne ist R LMi ein roter Riesenstern, der sich in einer späten, instabilen Phase seiner Entwicklung befindet, der so genannten AGB-Phase. Im Hertzsprung-Russell-Diagramm liegen diese Sterne hoher Leuchtkraft auf dem asymptotischen Riesenast (englisch: Asymptotic Giant Branch, AGB). Mit seiner geringen Oberflächentemperatur von rund 2700 Kelvin gehört R LMi zur Spektralklasse M. Die spektralen Eigenschaften ändern sich während einer Periode leicht: von M6.5e im Maximum zu M9.0e im Minimum. Damit einher gehen Veränderungen der Temperatur und des Durchmessers (rund der 500-fache Durchmesser der SonneDer Zentralkörper unseres Sonnensystems, ein Hauptreihenstern der Spektralklasse G2V. Die Masse der Sonne beträgt rund 2 · 1030 kg, ihr Radius 700 000 km, ihre Oberflächentemperatur 5778 Kelvin und ihre Leuchtkraft 3,8 · 1026 W. Masse und Leuchtkraft der Sonne dienen als Referenzmaßstab für andere Sterne.) und somit auch der Leuchtkraft (die etwa der 5000-fachen Leuchtkraft der SonneDer Zentralkörper unseres Sonnensystems, ein Hauptreihenstern der Spektralklasse G2V. Die Masse der Sonne beträgt rund 2 · 1030 kg, ihr Radius 700 000 km, ihre Oberflächentemperatur 5778 Kelvin und ihre Leuchtkraft 3,8 · 1026 W. Masse und Leuchtkraft der Sonne dienen als Referenzmaßstab für andere Sterne. entspricht). Aus der Perioden-Leuchtkraft-Beziehung wurde die Entfernung von R LMi zur Erde zu rund 1100 Lichtjahren abgeschätzt, während sich aus den astrometrischen Daten des Gaia-Satelliten ein etwas geringerer Wert von 950 Lichtjahren ergibt.Merkmale von AGB-Sternen
Das physikalische Verhalten von AGB-SternEin aus Gasen bestehender Himmelskörper, der selbst leuchtet. Während der meisten Zeit ihres Dasein werden Sterne durch zwei widerstreitende Kräfte im Gleichgewicht gehalten: durch die Gravitation, die den Stern zusammenzudrücken sucht, und durch den Strahlungsdruck, der durch Kernfusionsprozesse im Inneren entsteht und die Gaskugel auseinanderzutreiben versucht. Unterschiede zwischen den Sternen und ihren Entwicklungswegen kommen im Wesentlichen durch ihre unterschiedliche Masse zustande.en ist im Wesentlichen durch drei Vorgänge geprägt:- Ihre äußere Gashülle pulsiert stark, dehnt sich also abwechselnd aus und zieht sich wieder zusammen, was mit Veränderungen von Temperatur und Leuchtkraft einhergeht. Diese Pulsationen führen zu den beobachteten langperiodischen Helligkeitsänderungen der Mirasterne.
- Die im Inneren durch Nukleosynthese entstandenen Elemente vermischen sich durch Gasströmungen im Stern und gelangen bis an die Oberfläche.
- Wegen des großen Durchmessers des Sterns und der geringen Dichte der äußeren Gashülle strömt viel Materie als Sternwind in den interstellaren Raum. Auf diese Weise reichern AGB-Sterne die interstellare Materie mit schweren Elementen und Staubpartikeln an.
Galaxien
Die Balken-Spiralgalaxie NGC 3344
NGC 3344 ist eine Balken-Spiralgalaxie im Sternbild Kleiner Löwe (Leo Minor), auf deren Scheibenebene wir ungehindert blicken. Ihr heller Zentralbereich befindet sich in einem kurzen Balken aus alten, gelblich leuchtenden Sternen, an dem weit ausladende Spiralarme ansetzen. In diesen fallen auf fotografischen Aufnahmen zahlreiche Sternentstehungsgebiete auf, die an dem rötlichen Leuchten von Wasserstoffgas erkennbar sind.Eine Schönheit unter den Spiralgalaxien
Die Galaxie liegt relativ isoliert im Grenzgebiet zwischen den SternbilderKonstellationen aus mehreren auffällig angeordneten Sternen am irdischen Himmel, die von Beobachtern mit einem bestimmten Namen belegt wurden, um sie leicht merken zu können. Praktisch alle Kulturkreise der Welt haben so Ordnung in die verwirrende Vielfalt an scheinbar zufällig verteilten, unterschiedlich hellen Sternen gebracht. Als Namensgeber fungierten Figuren aus der Mythologie, Tiere oder Gegenstände aus dem gewohnten Umfeld. Für die moderne Astronomie spielen Sternbilder keine Rolle. Doch für die Amateurastronomen oder für erste Orientierungsversuche am Nachthimmel haben sie einen hohen Wert. Die meisten der heute insgesamt 88 offiziell anerkannten Sternbilder wurden aus der griechischen Mythologie übernommen.n Löwe und Kleiner Löwe, gehört aber zu einem Seitenzweig des Virgo-Superhaufens. Ihre Entfernung zu uns beträgt ungefähr 23 Millionen Lichtjahre. Mit einem Durchmesser von rund 50 000 Lichtjahren ist NGC 3344 deutlich kleiner als unser Milchstraßensystem. Da sich ihre Scheibe uns in Aufsicht präsentiert, bietet sie nicht nur ein prächtiges Bild ihrer ästhetisch gewundenen Spiralarme, sondern ihr Sterneninventar lässt sich auch detailliert wissenschaftlich untersuchen. Die nebenstehende Fotografie, die mit dem Weltraumteleskop Hubble gewonnen wurde, zeigt die Galaxie in einer Kombination aus mehreren Aufnahmen, die den gesamten Wellenlängenbereich vom Ultravioletten bis zum nahen Infrarot umfassen.Innerer und äußerer Ring
Untersuchungen zeigten, dass die Galaxie NGC 3344 zwei ringförmige Strukturen aufweist. Ein innerer Ring mit einem scheinbaren Durchmesser von 52 Bogensekunden umgibt den schwach ausgeprägten Balken im Zentralbereich der Galaxie, und an ihm setzt die im Visuellen sichtbare Struktur der Spiralarme an. Die Spiralarmstruktur wird wiederum von einem äußeren Ring mit einem scheinbaren Durchmesser von etwa 380 Bogensekunden umgeben. Beide Ringe bestehen aus jungen Sternen, die im bläulichen Licht leuchten. Wie solche Ringe entstehen, ist noch Gegenstand der Forschung. Insbesondere, da es keine weiteren größeren Galaxien in der Umgebung von NGC 3344 gibt, liegt die Vermutung nahe, dass die in dieser Galaxie beobachteten Strukturen ohne Wechselwirkung mit anderen Sternsystemen entstanden sein müssen.Herausforderung für Amateurastronomen
Für Astrofotografen ist NGC 3344 wegen ihrer geringen scheinbaren Größe ein schwieriges Objekt. Gelungene Aufnahmen stammen z.B. von Scott Rosen, Adam Block, Hans Egger und Oleksii Semeshchuk.Name:
NGC 3344
andere Bezeichnungen:
UGC 5840
Objekttyp:
Spiralgalaxie (R)SAB(r)bc / HII
Sternbild:
Kleiner Löwe
Position (J2000.0):
α = 10h 43m 31,2s, δ = +24° 55′ 20,0″
scheinbare Helligkeit:
9,9 mag
Winkeldurchmesser:
6,8′ × 6,5′
Entfernung:
ca. 6,9 Mpc = 23 Millionen Lj
Ursprung des Sternbilds Kleiner Löwe
Der Kleine Löwe gehört nicht zu den 48 klassischen Sternbildern. Beobachter aus den vorderasiatischen und griechischen Kulturkreisen sahen keine Notwendigkeit, diesem für das bloße Auge unauffälligen Gebiet nördlich des Löwen (Leo) eine Konstellation zuzuweisen. Der alexandrinische Astronom Claudius Ptolemäus (um 100 – 160 n. Chr.) listete in seinem als Almagest bekannten SternkatalogSystematisches Verzeichnis von Sternen mit ihren für eine bestimmte Epoche gültigen Positionen am Himmel und bestimmten Eigenschaften wie z.B. Helligkeit, Spektraltyp, Entfernung, Eigenbewegung und Radialgeschwindigkeit. zwar einige Sterne vierter und fünfter Helligkeitsklasse (Magnitude) in diesem Areal auf, ordnete sie aber keinem Sternbild zu.
Es war schließlich der Danziger Astronom Johannes Hevelius (1611 – 1687), der mehrere lichtschwache Sterne zu einer Konstellation zusammenfasste und die Figur eines Kleinen Löwen hineininterpretierte. Die augenfälligste Struktur in diesem kleinen Sternbild Leo Minor ist aber lediglich ein flaches Dreieck aus den Sternen Beta, 21 und 46 Leonis Minoris. Selbst die Benennung der Sterne ist unvollständig geblieben, denn Beta Leonis Minoris ist der einzige, der eine Bayer-Bezeichnung trägt.
Die Internationale Astronomische Union übernahm schließlich in den 1920er Jahren den Kleinen Löwen in die Liste der 88 offiziellen Sternbilder.