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Allgemeines
Der Oktant (lateinisch Octans) ist ein unauffälliges Sternbild am Südhimmel, in dem sich der südliche Himmelspol befindet. Es ist deshalb nur südlich des Äquators vollständig zu sehen. Für Orte südlich einer geografischen Breite von 16° Süd ist das Sternbild zirkumpolar, sinkt also niemals unter den Horizont.
Im Gegensatz zum Nordhimmel, wo der 2,0 mag helle Stern Alpha Ursae Minoris (α UMi) im Sternbild Kleiner Bär die ungefähre Lage des Pols markiert, fehlt in der Nähe des südlichen Himmelspols ein auffälliger Polarstern. Der einzige Stern im Oktant, der die 4. Helligkeitsklasse übersteigt, ist Ny Octantis (ν Oct) mit einer scheinbaren Helligkeit von 3,73 mag. Er ist 12,7° vom Himmelssüdpol entfernt. Der nächste Stern 2. Helligkeitsklasse ist Beta Carinae (β Car); er liegt 20,2° vom Pol entfernt.
Der dem südlichen Himmelspol nächstgelegene Stern, der in einer dunklen Nacht noch mit bloßen Augen gesehen werden kann, ist der 5,42 mag helle Sigma Octantis (σ Oct). Sein Abstand zum Himmelssüdpol beträgt gegenwärtig 1,1°.
Wegen der Präzession der Erdachse befindet sich der Himmelssüdpol nicht immer in der Nähe von Sigma Octantis, sondern er vollführt mit einer Periode von rund 25 800 Jahren eine Kreisbewegung um den südlichen Pol der Ekliptik, der im Sternbild Schwertfisch (Dorado) liegt. Mitte des 19. Jahrhunderts lag der Himmelssüdpol nur 43 Bogenminuten von Sigma Octantis entfernt; seitdem vergrößert sich der Abstand langsam.
Um das Jahr 1000 v. Chr. befand sich der Himmelssüdpol nur etwa 1,5° von der Kleinen Magellanschen Wolke entfernt. Die Menschen, die in jener Zeit die weiträumig im Südpazifik verteilten Inseln besiedelten, hatten also eine ausgezeichnete Markierung der Südrichtung. Diese astronomische Eigenheit begünstigte die Navigation auf hoher See, was zweifellos entscheidend zur Besiedlung Polynesiens beitrug.
Das unauffällige Sternbild Oktant besteht aus Sternen, die lichtschwächer als 3,7 mag sind. Der südliche Himmelspol liegt rund ein Grad vom 5,4 mag hellen Stern Sigma Octantis (σ Oct) entfernt. (Bilder: Uwe Reichert)
Langzeitbelichtungen über mehrere Stunden enthüllen die Kreisbewegung der Sterne um den südlichen Himmelspol. In dessen Nähe befindet sich kein heller „Polarstern“. (Bild: Uwe Reichert)
Besondere Objekte
Hinweis: Dieser Abschnitt ist in Bearbeitung.
Ursprung des Sternbilds Oktant
Das Sternbild Oktant in der Darstellung seines Erfinders Nicolas-Louis de Lacaille. (Bild: Ausschnitt aus der deutschen Ausgabe einer von Nicolas-Louis de Lacaille veröffentlichten Sternkarte)
Der Oktant ist eines von mehreren technischen Instrumenten, die der französische Astronom Nicolas-Louis de Lacaille (1713 – 1762) als Sternbild am Südhimmel verewigte. Er ist ein dem Sextanten ähnliches Winkelmessgerät, dessen Messrahmen aber nicht ein Sechstel, sondern nur ein Achtel des Vollkreiswinkels, also 45°, überdeckt. Durch eine Reflexion im Strahlengang vermag der Oktant aber Winkel bis 90° zu messen.
Für die Seefahrer des 18. Jahrhunderts hatte der Oktant enorme Bedeutung. Das 1731 von dem englischen Astronomen John Hadley und seinen Brüdern erfundene Instrument ermöglichte es, die Polhöhe genau zu bestimmen und somit die geografische Breite, auf der sich das Schiff befand. Wie andere technische Neuerungen seiner Zeit hielt Lacaille den Oktanten für bedeutend genug, um als Sternbild am Himmel verewigt zu werden. Und aus seiner Sicht bot sich kein besserer Platz am Himmel an als dort, wo sich der südliche Himmelspol befindet.
Einige Jahrzehnte nach seiner Einführung wurde der Oktant als Messgerät durch den Sextanten verdrängt. Dessen Messrahmen überdeckt ein Sechstel des Vollkreiswinkels, also 60°, und durch eine Spiegelung im Strahlengang vermag das Instrument Winkel bis 120° zu messen. Dadurch eignete sich der Sextant besser für die astronomische Bestimmung der geografischen Länge, die mittels des Winkelabstands des Mondes von hellen Sternen (und einer genauen Uhr) ermittelt werden konnte.
Sowohl der Oktant als auch der Sextant, der sich am Himmelsäquator befindet, sind heute offizielle, von der Internationalen Astronomischen Union anerkannte SternbilderKonstellationen aus mehreren auffällig angeordneten Sternen am irdischen Himmel, die von Beobachtern mit einem bestimmten Namen belegt wurden, um sie leicht merken zu können. Praktisch alle Kulturkreise der Welt haben so Ordnung in die verwirrende Vielfalt an scheinbar zufällig verteilten, unterschiedlich hellen Sternen gebracht. Als Namensgeber fungierten Figuren aus der Mythologie, Tiere oder Gegenstände aus dem gewohnten Umfeld. Für die moderne Astronomie spielen Sternbilder keine Rolle. Doch für die Amateurastronomen oder für erste Orientierungsversuche am Nachthimmel haben sie einen hohen Wert. Die meisten der heute insgesamt 88 offiziell anerkannten Sternbilder wurden aus der griechischen Mythologie übernommen..