Sternbild Zirkel (Circinus)
Der Zirkel (lateinisch Circinus) ist ein kleines Sternbild am Südhimmel. Obwohl es im Band der Milchstraße und nahe den Sternen Alpha und Beta Centauri liegt, ist es sehr unauffällig.
Von Europa aus bleibt das Sternbild stets unter dem Horizont. Vollständig sichtbar ist der Zirkel für alle Orte südlich der geografischen Breite 20° N. Da das Sternbild aber keine hellen Himmelsobjekte enthält, ist eine Beobachtung nur von der Südhalbkugel der Erde aus sinnvoll.
Hellster Stern im Sternbild Zirkel ist Alpha Circini (α Cir) mit 3,19 mag. Drei Sterne gehören der 4. Helligkeitsklasse an, drei weitere der 5. Helligkeitsklasse.
Nachbarsternbilder des Zirkels sind – von Norden beginnend im Uhrzeigersinn – der Wolf (Lupus), der Kentaur (Centaurus), die Fliege (Musca), der Paradiesvogel (Apus), das Südliche Dreieck (Triangulum Australe) und das Winkelmaß (Norma).
(Klicke auf eines der beiden Bilder, um es zu vergrößern.)

Obwohl mitten im Band der Milchstraße gelegen, ist das Sternbild Zirkel sehr unauffällig. Der hellste Stern im Bild, Alpha Centauri, liegt unmittelbar an der Grenze zu diesem Sternbild. (Bilder: Uwe Reichert)
(Bewege den Mauszeiger über das große Bild, um die figürliche Darstellung des Sternbilds einzublenden.)
Besondere Himmelsobjekte
Sternhaufen
Der offene Sternhaufen NGC 5823
Ganz im Norden des Sternbilds Zirkel, direkt an der Grenze zum Sternbild Wolf (Lupus) befindet sich der offene Sternhaufen NGC 5823.
Die hellsten Mitglieder des Sternhaufens gehören der 10. Helligkeitsklasse (Magnitude) an. Sie geben dem Sternhaufen an seinem südlichen Ende eine halbkreisförmige Struktur, während im nördlichen Bereich und in der Mitte die lichtschwächeren Sterne dominieren. Auf fotografischen Aufnahmen wirkt es, als sei dem Sternhaufen ein spiegelverkehrtes „e“ eingeschrieben. Insgesamt ist der Sternhaufen aber nicht sehr auffällig.
Entfernungsbestimmung mit Gaia-Daten
Eine Auswertung der Daten des Gaia-DR3-Katalogs ergibt, dass sich in einem Umkreis von 10 Bogenminuten um das Zentrum von NGC 5823 insgesamt 107 Sterne mit G-Helligkeiten heller als 13 mag befinden. Von ihnen lassen sich 57 anhand ihrer vom Gaia-Satelliten gemessenen Parallaxen und Eigenbewegungen als potenzielle Mitglieder dieses offenen Sternhaufens identifizieren. Als mittlere Parallaxe ergibt sich ein Wert von 0,547 Millibogensekunden, was einer mittleren Entfernung des Sternhaufens von 1830 parsec oder 6000 Lichtjahren entspricht. Berücksichtigt man die Sterne bis zu G-Helligkeiten von 18 mag, so sind rund 380 Sterne als potenzielle Mitglieder diesem Sternhaufen zuzurechnen.
NGC 5823 befindet sich nur 1,2° südlich des deutlich größeren und auffälligeren offenen Sternhaufens NGC 5822 im Sternbild Wolf. Letzterer liegt aber mit einer Entfernung von 2700 LIchtjahren viel näher an der Erde. Die modernen astrometrischen Daten des Satelliten Gaia bestätigen damit die aus früheren fotometrischen Untersuchungen abgeleitete Vermutung, dass die beiden Sternhaufen trotz ihrer scheinbaren Nähe am Himmel räumlich nicht miteinander assoziiert sind.
Name: |
NGC 5823 |
andere Bezeichnungen: |
Melotte 131, Caldwell 88, Cr 290 |
Objekttyp: |
offener Sternhaufen |
Sternbild: |
Zirkel |
Position (J2000.0): |
α = 15h 05m 27s, δ = −55° 36′ 29″ |
scheinbare Helligkeit: |
7,9 mag |
Winkeldurchmesser: |
20′ |
Entfernung: |
1830 pc = 6000 Lj |
Alter: |
ca. 800 Millionen Jahre |
Der offene Sternhaufen NGC 5823 liegt an der Nordgrenze des Sternbilds Zirkel. Hellster Stern im Bild ist HD 134270 im Sternbild Wolf (Lupus) mit einer scheinbaren Helligkeit von 5,4 mag; er ist 50 Bogenminuten vom Zentrum des Sternhaufens entfernt. Eine interaktive Version dieses Bildes bietet der Aladin Sky Atlas des CDS, Strasbourg Observatory, Frankreich. (Bild: Digitized Sky Survey – STScI/NASA, Colored & Healpixed by CDS)
NGC 5823 befindet sich nur 1,2° südlich des größeren offenen Sternhaufens NGC 5822 im Sternbild Wolf. Die hellsten Sterne im Bild sind mit ihrer Bayer-Notation beschriftet. (Bild: Uwe Reichert)
Ursprung des Sternbilds Zirkel
Nach Beobachtungen des Südhimmels in den Jahren 1751 bis 1753 hatte der französische Astronom, Geodät und Mathematiker Nicolas-Louis de Lacaille (1713 – 1762) einen Katalog mit etwa 10 000 Sternen und einen Sternatlas herausgegeben. Da für den südlichen Himmel keine Sternbilder aus der Antike überliefert waren, führte Lacaille selbst 14 neue Konstellationen ein. Für diese wählte er, wie er in seinem Sternkatalog des südlichen Himmels schrieb, „les figures des principaux instrumens des arts“ (etwa: Bilder der wichtigsten Werkzeuge und Messgeräte“). Allen diesen Konstellationen ist gemein, dass sie aus relativ lichtschwachen Sternen bestehen und recht unauffällig sind.
Eines dieser Geräte aus Kunst, Wissenschaft und Technik, denen Lacaille ein himmlisches Denkmal setzte, ist der Zirkel. Das Sternbild soll an die Bedeutung des Zirkels als Hilfsgerät zur Positionsbestimmung auf See erinnern. Am Himmel sehen wir das Werkzeug in zusammengeklappten Zustand, mit dem Stern Alpha Circini (α Cir) als Verbindungsgelenk der beiden Schenkel. Die Internationale Astronomische Union nahm das von Lacaille ursprünglich „Le Compas du Géomètre“ bezeichnete Sternbild unter dem lateinischen Namen Circinus in die Liste der 88 offiziellen Sternbilder auf.