Allgemeines
Sichtbarkeit der riesigen Hydra
Von Mitteleuropa aus gesehen erhebt sich die Wasserschlange nur wenig über den südlichen Horizont, so dass man sie kaum in voller Länge überblicken kann. Im Januar taucht ihr Kopf, der vorangehende Teil des Sternbilds, im Südosten am Abendhimmel auf. Es dauert dann bis in den frühen Morgen, bis auch das Schwanzende sichtbar geworden ist. Im März und April lässt sich die Wasserschlange gegen Mitternacht am besten beobachten. Ihre lange Sternenkette zieht sich dann von Südosten bis Südwesten tief über den Horizont. Sie erstreckt sich dabei über den größten Bereich zwischen den hellen Sternen Antares, der gerade im Südosten aufgegangen ist, und Prokyon, der gerade im Westen untergeht. Für Beobachter auf der Südhalbkugel steht die Wasserschlange deutlich höher und länger am Nachthimmel. In Ländern wie Namibia und Chile zieht das Sternbild sogar durch den ZenitDer Scheitelpunkt an der Himmelssphäre, der sich genau senkrecht über dem Beobachter befindet. Er liegt dem Nadir (Fußpunkt) genau gegenüber..Alphard – der alleinstehende Stern
Trotz ihrer Größe ist die Wasserschlange nur schlecht am Himmel auszumachen. Am markantesten ist noch ihr Kopf, der aus zwei Sternen der 3. und vier Sternen der 4. Helligkeitsklasse gebildet wird. Leicht zu finden ist hingegen Alpha Hydrae (α Hya), der mit 1,97 mag hellste Stern dieser Konstellation. Völlig zutreffend trägt er den Eigennamen Alphard , der sich aus dem arabischen al-fard (الفرد) für „der Alleinstehende“ ableitet. Um Alphard aufzusuchen, geht man von Regulus, dem hellsten Stern im Löwen, aus und wendet den Blick in südwestliche Richtung. Auch die Verlängerung der Verbindungslinie von Castor und Pollux, den beiden Hauptsternen der Zwillinge, führt zum Ziel. In der Wasserschlange befinden sich einige sehenswerte Deep-Sky-Objekte wie Galaxien, SternhaufenEine Ansammlung von Sternen, die physisch zusammengehören. Ein offener Sternhaufen ist eine relativ lockere Ansammlung von Sternen, die gemeinsam aus einer Gaswolke entstanden sind. Sie sind mit einigen Millionen Jahren relativ jung und insbesondere in der Ebene des Milchstraßensystems anzutreffen. Kugelsternhaufen sind regelmäßig geformt und enthalten einige Tausend bis einige Millionen alte Sterne. und planetarische Nebel. Dazu zählen auch drei Messierobjekte: der offene SternhaufenEine Ansammlung von Sternen, die physisch zusammengehören. Ein offener Sternhaufen ist eine relativ lockere Ansammlung von Sternen, die gemeinsam aus einer Gaswolke entstanden sind. Sie sind mit einigen Millionen Jahren relativ jung und insbesondere in der Ebene des Milchstraßensystems anzutreffen. Kugelsternhaufen sind regelmäßig geformt und enthalten einige Tausend bis einige Millionen alte Sterne. M 48, der Kugelsternhaufen M 68 und die Galaxie M 83. Wegen ihrer großen Ausdehnung grenzen mehrere Sternbilder an die Wasserschlange. Entlang ihrer Nordgrenze sind dies – von Osten her aufgezählt – die Waage (Libra), die Jungfrau (Virgo), der Rabe (Corvus), der Becher (Crater), der Sextant (Sextans), der Löwe (Leo) und der Krebs (Cancer). Westliche Nachbarn sind der Kleine Hund (Canis Minor) und das Einhorn (Monoceros). Im Uhrzeigersinn weiter betrachtet reihen sich weitere fünf Sternbilder an die Südgrenze: das Achterschiff (Puppis), der Kompass (Pyxis), die Luftpumpe (Antlia), der Kentaur (Centaurus) und schließlich der Wolf (Lupus).Diese Galeriebilder zeigen den östlichen Bereich und den westlichen Bereich in getrennten Bildern. (Bilder: Uwe Reichert)
Besondere Himmelsobjekte
Hinweis: Dieser Abschnitt ist in Bearbeitung.
Ursprung des Sternbilds Wasserschlange
Die Wasserschlange als Markierung des Himmelsäquators
Es mag zunächst unverständlich erscheinen, dass ausgerechnet das Sternbild mit der größten Ausdehnung am Himmel nicht sonderlich auffällig ist. Mit Ausnahme des 2 mag hellen Sterns Alphard gehören alle weiteren Sterne der 3. oder einer noch lichtschwächeren Helligkeitsklasse an. Und selbst die lange Sternenkette der Wasserschlange erscheint aus heutiger Sicht nicht sonderlich zwingend. Warum also fassten die ersten systematischen Sternenbeobachter ausgerechnet diese Sterne zu einer langgezogenen Konstellation zusammen? Der Hintergrund ist in der astronomischen Bedeutung dieser Sternenkette zu sehen. Und wie bei den ältesten Tierkreissternbildern spielt die Lage der Ekliptik und des Himmelsäquators eine Rolle. Während die Ekliptik, also die scheinbare Bahn der Sonne am Firmament, über die Zeiten unverändert bleibt, verschiebt sich die Lage des Himmelsäquators infolge der Präzession. Im 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. lagen die Schnittpunkte zwischen diesen beiden virtuellen Kreisen am Himmel in den SternbilderKonstellationen aus mehreren auffällig angeordneten Sternen am irdischen Himmel, die von Beobachtern mit einem bestimmten Namen belegt wurden, um sie leicht merken zu können. Praktisch alle Kulturkreise der Welt haben so Ordnung in die verwirrende Vielfalt an scheinbar zufällig verteilten, unterschiedlich hellen Sternen gebracht. Als Namensgeber fungierten Figuren aus der Mythologie, Tiere oder Gegenstände aus dem gewohnten Umfeld. Für die moderne Astronomie spielen Sternbilder keine Rolle. Doch für die Amateurastronomen oder für erste Orientierungsversuche am Nachthimmel haben sie einen hohen Wert. Die meisten der heute insgesamt 88 offiziell anerkannten Sternbilder wurden aus der griechischen Mythologie übernommen.n Stier und Skorpion. Der Frühlingspunkt befand sich nahe am Stern Aldebaran im Stier, während der Herbstpunkt nahe Antares im Skorpion lag. Zwischen diesen Äquinoktialpunkten spannten sich entlang der Ekliptik die im Frühjahr sichtbaren Tierkreissternbilder Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau und Waage. Und entlang des Himmelsäquators lag die lange Sternenkette der Wasserschlange. Sie überbrückte den weiten Bereich zwischen Antares und dem Stern Prokyon im heutigen Sternbild Kleiner Hund (Canis Minor). Die beiden auffällig hellen Sterne lagen um das Jahr 3700 v. Chr. ebenso auf dem Himmelsäquator wie der Stern Alphard in der Wasserschlange. Es ist demnach zu vermuten, dass das Sternbild Wasserschlange schon rund 3000 Jahre älter ist als die erhaltenen bildlichen Darstellungen auf Keilschrifttafeln.Johann Bayer bildete in seiner 1603 erschienenen „Uranometria“ das Sternbild Wasserschlange als Monster ab. das sich über den Himmel windet. Die nachträglich in diesem Exemplar des Atlas eingefügten gestrichelten Linien umranden Gebiete, die heute zu anderen Sternbildern gehören. Das graue Band am oberen Bildrand markiert den zur Ekliptik parallelen Bereich, in dem sich der Mond und die Planeten aufhalten können. (Bild: Mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus der Faksimile-Ausgabe der Uranometria 1603 von Johann Bayer, KunstSCHÄTZEverlag 2010, und der Universitätsbibliothek Heidelberg.)
Die Umzeichnung von Sternbildern auf dem Atlas Farnese, einem antiken Himmelsglobus zeigt die Wasserschlange mit dem Becher und dem Raben auf ihrem langen Körper. Darüber, im Band der Ekliptik, befinden sich die Tierkreissternbilder Krebs, Löwe, Jungfrau und Waage. (Quelle: M. Manilius: Astronomicon, herausgegeben von Richard Bentley. London 1739)
Vom astralen Symboltier zur Wasserschlange
Bildliche Darstellungen auf Keilschrifttafeln sind selten. Denn in den für solche Tafeln genutzten Ton lassen sich zwar leicht die keilförmigen Schreibgriffel eindrücken; das Material eignet sich aber weniger gut zum Zeichnen runder Konturen. Durch eine glückliche Fügung hat sich eine Keilschrifttafel aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. erhalten, die im südmesopotamischen Warka in die Hände von Raubgräbern fiel. Ihre Bruchstücke sind heute auf zwei Museen verteilt: Die Tafel mit dem Sigel AO 6448 befindet sich im Pariser Louvre, diejenige mit dem Sigel VAT 7847 im Vorderasiatischen Museum in Berlin. Dargestellt sind die Tierkreissternbilder Löwe (Leo) und Jungfrau (Virgo) sowie die SternbilderKonstellationen aus mehreren auffällig angeordneten Sternen am irdischen Himmel, die von Beobachtern mit einem bestimmten Namen belegt wurden, um sie leicht merken zu können. Praktisch alle Kulturkreise der Welt haben so Ordnung in die verwirrende Vielfalt an scheinbar zufällig verteilten, unterschiedlich hellen Sternen gebracht. Als Namensgeber fungierten Figuren aus der Mythologie, Tiere oder Gegenstände aus dem gewohnten Umfeld. Für die moderne Astronomie spielen Sternbilder keine Rolle. Doch für die Amateurastronomen oder für erste Orientierungsversuche am Nachthimmel haben sie einen hohen Wert. Die meisten der heute insgesamt 88 offiziell anerkannten Sternbilder wurden aus der griechischen Mythologie übernommen. Wasserschlange (Hydra) und Rabe (Corvus). Ebenfalls dargestellt sind die Planeten Jupiter und Merkur in Form von achtzackigen Sternen mit einem kleinen eingeschriebenen Kreis in der Mitte. Wir sehen in dieser Darstellung die Schlange (sumerisch: MUL.MUSH) als Mischwesen, das über Vorderbeine, kurze Flügel und einen schlangenartigen Körper verfügt. Der Kopf sitzt auf einem langen Hals und weist Ohren und gebogene Hörner auf. Auf dem Rücken der Schlange läuft der Löwe (MUL.UR.GU.LA genannt), während der Rabe (MUL.UGA.MUSHEN) frech an ihrem Schwanz pickt. Dass es sich um SternbilderKonstellationen aus mehreren auffällig angeordneten Sternen am irdischen Himmel, die von Beobachtern mit einem bestimmten Namen belegt wurden, um sie leicht merken zu können. Praktisch alle Kulturkreise der Welt haben so Ordnung in die verwirrende Vielfalt an scheinbar zufällig verteilten, unterschiedlich hellen Sternen gebracht. Als Namensgeber fungierten Figuren aus der Mythologie, Tiere oder Gegenstände aus dem gewohnten Umfeld. Für die moderne Astronomie spielen Sternbilder keine Rolle. Doch für die Amateurastronomen oder für erste Orientierungsversuche am Nachthimmel haben sie einen hohen Wert. Die meisten der heute insgesamt 88 offiziell anerkannten Sternbilder wurden aus der griechischen Mythologie übernommen. handelt, ergibt sich aus dem sumerischen Wort MUL, das „Stern“ bedeutet. Die gehörnte Schlange war das Symboltier der sumerischen Gottheit NIN.GIŠ.ZI.DA, die in Zusammenhang mit der Vegetation, dem Eingang zur Unterwelt und auch mit der Heilkunst stand. Viele ihrer Eigenschaften sind in spätere Überlieferungen eingeflossen wie zum Beispiel in das Gilgamesch-Epos, in griechische Mythen oder auch in Episoden des Alten Testaments.Ägypter und Griechen übernahmen die Wasserschlange
In gleicher Anordnung wie auf der vorgestellten Keilschrifttafel wurden die Sternbilder über die Jahrhunderte hinweg überliefert. Bildliche Zeugnisse hierfür sind der TierkreisDie Zone von etwa 16° Breite, die sich beiderseits der Ekliptik über die Himmelssphäre zieht, innerhalb derer sich die Sonne, der Mond und die Planeten bewegen. Sie geht durch 13 Sternbilder, nämlich die zwölf, die als Tierkreiszeichen bekannt sind, und einen kleinen Teil des Ophiuchus (Schlangenträger). von Dendera und der Atlas Farnese. Der TierkreisDie Zone von etwa 16° Breite, die sich beiderseits der Ekliptik über die Himmelssphäre zieht, innerhalb derer sich die Sonne, der Mond und die Planeten bewegen. Sie geht durch 13 Sternbilder, nämlich die zwölf, die als Tierkreiszeichen bekannt sind, und einen kleinen Teil des Ophiuchus (Schlangenträger). von Dendera ist ein Deckenrelief aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., das sich in einem ägyptischen Tempel der Göttin Hathor befand. Es ist die älteste erhaltene vollständige Karte des Himmels, das mesopotamische und ägyptische Sternbilder vereint. Der Atlas Farnese ist ein Himmelsglobus auf einer Atlas-Statue, die rund 200 Jahre jünger ist als der TierkreisDie Zone von etwa 16° Breite, die sich beiderseits der Ekliptik über die Himmelssphäre zieht, innerhalb derer sich die Sonne, der Mond und die Planeten bewegen. Sie geht durch 13 Sternbilder, nämlich die zwölf, die als Tierkreiszeichen bekannt sind, und einen kleinen Teil des Ophiuchus (Schlangenträger). von Dendera. Der alexandrinische Astronom Claudius Ptolemäus fasste im 2. Jahrhundert n. Chr. die antiken Sternbilder in einem Katalog, dem Almagest, zusammen. Über arabische Gelehrte, die das Wissen der Griechen übernahmen, gelangten die Kenntnisse schließlich in den europäischen Kulturraum. Und so, wie die alten Babylonier die Sternbilder Wasserschlange, Rabe, Löwe und Jungfrau sahen, sehen wir sie heute noch an unserem „modernen“ Himmel. Autor: Dr. Uwe Reichert. Alle Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt.Rekonstruktion einer Keilschrifttafel aus zwei Fragmenten: Auf der Wasserschlange, die als Mischwesen abgebildet ist, steht der Löwe, während der Rabe an ihrem Schwanz pickt. Ganz rechts steht die Jungfrau mit einer Ähre in der Hand. Die Planeten Jupiter und Merkur sind als achtzackige Sterne gezeichnet. (Quelle: Sigel AO 6448 und Sigel VAT 7847; Zusammenstellung: Uwe Reichert)